Sie zogen sich die Trikots aus und lachten; sie lagen sich in den Armen und jubelten – als hätten sie etwas geleistet. Sie hatten nicht nur nicht einmal auf des Gegners Tor geschossen*, sie hatten auch den maximal möglichen Ballbesitz an den Gegner abgegeben*. Sie strahlten so wenig Torgefahr aus, dass der gegnerische Torwart gefahrlos als Aufbauspieler an der Mittellinie fungieren konnte. Stattdessen zeigten sie sich der Welt, wie man sie kennt. Weich, unendlich weich. Keine* Szene mit Körperkontakt, ohne dass ein Italiener zu Boden ging. Kein* Abstoß, der innerhalb von weniger als 10 Sekunden ausgeführt wurde. Wenn die Kamera einen Italiener länger im Blickfeld behielt, dann nur weil er sich schmerzverzehrt am Boden wälzte. Die heilende Wirkung der Spielfeldbegrenzung verhinderte jedoch schlimmeres. In der Tat wurde dieses Zeitspielmittel so inflationär verwendet, dass selbst der letzte Fair-Play-Gedanke („Was, wenn es wirklich ernst ist“) verflog. Im Angesicht der Niederlage zeigte sich offenkundig, wie wenig Anstand im italiensichen Fussball steckt. Der Roten Karte, ob berechtigt oder nicht, folgt eine weitere grobe Unsportlichkeit, die ihn wenigstens ein paar Wochen von der schönsten Sportart der Welt*, zu der er nicht passt*, ausschließt. Sie hatten 90 Minuten Anti-Fussball gespielt und damit bewiesen, dass der Böse doch meist die Nase vorn hat.
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