wie oft in letzter zeit hab ich mir gesagt, ich sollte aufhören so nett zu sein. ja, warum nicht einfach mal das arschloch raushängen lassen und die meisten leute so behandeln, wie sie es verdient haben. auf der anderen seite, kann man seine gedanken auch mal gedanken sein lassen und einfach mal nen tag lang gar nichts machen. bis um 12 schlafen, sich beim gardinenaufziehen über die sonne freuen, bißchen was frühstücken und dann auf’n weg zum fussballplatz machen.. z.B. – mein schlechtes gewissen packt noch mein mathe-skript in die sporttasche. beim einsteigen in die bahn, stell ich fest, dass ich meine fahrkarte vergessen hab. gut, ich hätt‘ noch aussteigen können, aber ich wollt einfach nicht 10 minuten auf die nächste bahn warten und mir ohnehin viel weniger gedanken um alles machen. ich hätt’s besser getan, dann wär mir möglicher weise aufgefallen, dass ich ja noch bus fahren muss, wo man seine fahrkarte ja gewönlicher weise vorzeigen muss. ne knappe halbe stunde später steh‘ ich vor dem problem und muss mich entscheiden: rausreden, direkt sein, laufen… schon als die tür aufgeht, merke ich, der typ hat irgendwie schlechte laune und eigentlich ist es ziemlich dreist zu fragen, ob ich so mitfahren darf. ich betrete den bus, schlucke meine zweifel runter uns höre mich sagen „Hi, ich hab‘ mein Portemonaie mit Studentenausweis und Geld vergessen. Würden sie mich trotzdem mitfahren lassen?“ Ich sehe, wie er überlegt, wie er mich mustert und hab‘ gleichzeitig das gefühl, wär ich ne frau wär die sache überhaupt gar kein problem. ich stehe da, mit der selbstsicherheit eines schönen nachmittags im rücken, in den klamotten in denen ich mich am wohlsten fühle. trotzdem isses scheiße. ich mag das gefühl nicht, wenn jemand denken könnte, ich lüge. „wie weit wollen sie denn mit?“ – „5 Stationen“. ss ist die Wahrheit, aber hätt‘ ich vielleicht mehr sagen sollen, damit er denkt, dass könnte ich auf keinen fall laufen oder wär‘ es dann soviel, dass er denkt, die leistung ist zu groß, um unbezahlt zu bleiben…Man, ich glaub‘ ich schaff’s nicht, weniger über dinge nachzudenken…er zögert, er nickt. „Vielen Dank“.
Auf dem Platz ist alles wie immer. Ich war schon ewig nich mehr da und hab‘ das Gefühl, ich war nie weg. Mit einem leichten Lächeln stell‘ ich fest, dass ich immernoch der kleine Junge bin, der die letzten Meter schneller läuft, weil er es nicht mehr erwarten kann. Keine Wolke ist am Himmel und als der Ball endlich am Fuss klebt, weiß ich, dass mich mindestens die nächsten zwei Stunden nichts mehr interessieren wird, außer er. Und er läuft, und es ist toll. Fast alle sind da. 30 Mann bei strahlendem Sonnenschein mitten im Februar. 3 Stunden lang werden unsere schatten immer länger, wir jagen uns und den ball über den Platz und es ist irgendwie schwer zu beschreiben, wie gut das tut. Jetzt bin ich zu Hause, völlig platt, geduscht, vollgefuttert. man, was für’n tag.