Budenzauber

Es sind kaum Leute in der Halle, keine Fans, nur Schiedsrichter und wenige Leute anderer Manschaften. Gleich geht das Spiel los. Obwohl man früh dafür aufstehen musste, spürt man keine Müdigkeit. Die letzten ruhigen Schritte auf dem Feld, rutschen die Schuhe, hätte man vielleicht nochmal auf Klo gehen sollen, wie gut ist man vorbereitet? Man steht am Anfang des ersten von 3 Spielen gegen durchweg stärkere Mannschaften und macht sich von vornherein wenig Hoffnung auf’s weiterkommen. Das Trikot noch in die Hose gesteckt, so gehört’s sich und so steht man mit den Armen in der Seite und wartet auf den Anpfiff. Da ist er schon, der Ball rollt. Das Adrenalin schießt ins Blut, die Gedanken verwischen und die Leidenschaft für’s Spiel entflammt. Und noch während man sich fragt, worüber man sich eigentlich Sorgen gemacht hat, klebt der Ball am eigenen Fuss und man weiß sofort wieder: Fussball spielen, wenn es eins gibt, was man immer kann, dann das. Und so vergeht Spielzug um Spielzug in typisch trockener Hallenluft, die die Lungen röcheln lässt, wie eine mittlere Entzündung. Aber davon merkt man nichts, wenn der Kampfgeist einen antreibt, fastzinierende Aktionen laufen und Tore fallen. Am Ende steht man da: Müde, erschöpft, aber glücklich. Als kleiner 3. Ligist zwei Erstligamannschaften aus dem Rennen geworfen und die Hauptrunde souverän erreicht.

Zur Feier des Erfolgs gibt’s zwei Döner zum Mittag – zwei, denn unser Stammdöner kostet jeden letzten Samstag im Monat nur einen Euro. Danach zwingt mich aber die Erschöpfung erstmal ins Bett. Mittagsschlaf ist überbewertet. Manchmal kann er total erholsam sein, aber die Stunde reichte, um meine Lungenschmerzen in Kopfschmerzen umzuwandeln. Aber auch hier hilft Sport merkwürdig schnell, auch wenn der Trainingsplan eigentlich nicht vor dem Lernplan stehen sollte. Trotzdem und trotz Hallenturnier also auf in die Nähe von vergebenen Gruschlern und Spätshoppern. Der erste Zug am Rudergerät vertreibt sofort die Kopfschmerzen. Der Puls treibt sanft in die Höhe, die Verbrennung der Döner sorgt für wohlige Wärme und ein entspannteres Gefühl im Magen. Eineinhalb Stunden später ist der Trainingsplan be- und durchgestanden. Grade deshalb ist aber wieder viel Platz im freigeschaufelten Kopf, Platz für Gedanken, die man da wenigstens bis Montag eigentlich nicht haben wollte. Jetzt drückt also das Herz, irgendwas ist aber auch immer. Glücklicherweise funktionieren 160 Zeichen ausgezeichnet als Ventil für den unangenehmen Druck.

Doppelt Sport ist natürlich bißchen hart für nen aufregenden Samstag Abend. Daher geht’s entspannt zu Freunden pokern, natürlich nicht ohne vorher das fehlende hochwertige Mittag durch perfekt ausbalanciertes Abendbrot auszugleichen. Würde man an den Spruch glauben, dass sich Glück im Spiel in der Liebe negativ auswirkt, dann war’s das für mich wieder für dieses Jahr. Von der ersten (Flush bei 2 Mitbietern) bis zur letzten (Königsdrilling durch Turn und River) Hand, unverschämft viel Glück, dass mich zum Letzten am Tisch machte. Glück, dass ich lieber gegen einen Abend mit jemand anderem eingetaucht hätte. Aber irgendwo muss ja auch mal Schluss sein.

Schreibe einen Kommentar