Es ist nach Diablo III (trotz 300 Stunden Spielzeit letztlich ein Fehlkauf) das erste Spiel in diesem Jahr, für das ich mehr als 40 Euro ausgegeben habe. Es ist sogar das erste Spiel seit langem, das ich mir überhaupt vorsätzlich aus Interesse kaufte…
Obwohl ich eine Menge über das Spiel gelesen hatte, gutes und schlechtes, war es letztlich doch ein unbekanntes Spiel. Gekauft habe ich es letzlich, weil ich bisher jeden Teil der Serie gespielt habe. Geplant war, mit neuem Fernseher und Gamepad einen Schritt in Richtung konsolenartigem Causal-Game zu machen. Das hat zwar gut funktioniert, als ich nach der Hälfte des Spiels jedoch auf Monitor, Tastatur und Maus zurückwechselte, wurde das Spiel sehr viel einfacher. Ich mag den X-Box-Controller, aber für Spiele, bei denen gezielt werden muss, eignet sich die Maus, mit der ich groß geworden bin, einfach besser. Letztlich kommen durch das Gamepad auch die 28 Stunden zusammen, die ich für den Single-Player-Modus (100%) gebraucht habe. Hätte ich das komplette Spiel mit Maus und Tastatur gespielt, wäre vermutlich schon nach 20 Stunden der Abspann über den Bildschirm gelaufen.
Der größte Kritikpunkt an Tomb Raider ist wohl der Aktion-Schlauch, als der es daherkommt. Obwohl es im Prinzip frei begehbare Areale gibt, kann man kaum zehn Minuten spielen, ohne auf eine geskriptete Sequenz zu stoßen. Das gefällt vielen Leuten nicht, mir aber schon. Freiheit zum erkunden bietet das Spiel trotzdem. Man kann auch zu (fast) jedem Zeitpunkt in jedes Gebiet zurückreisen, um eine der zahlreichen Herausforderungen nachzuholen oder vergessene Gegenstände einzusammeln. Davon gibt es realtiv viele. In jedem Teilabschnitt der Karte gibt es meist ungefähr 10 kleine Geocaches, 7 Dokumente und 3 Reliquien zu entdecken. In den optionalen Gräbern, in denen kurze Puzzle zu lösen sind, wie man sie aus den Vorgängern gewöhnt ist, winkt als Belohnung die Karte mit den Standorten der Sammlerobjekte. Hinzu kommen die von Gebiet zu Gebiet unterschiedlichen Herausforderungen, z.B. Vogelnester finden, Hügelgräber erforschen, Pilze sammeln oder Propaganda-Poster verbrennen. Obwohl es doch zahlreiche Dinge zu sammeln gibt, bevor die 100% in einem Gebiet geschafft sind, ist hier der schmale Grad zwischen Motivation und Nervtötung gelungen. Generell ist der Mix aus Sprungpassagen, Rätseln, Aktionsequenzen und Shoutouts gelungen und sieht auch noch richtig gut aus. Die Gegner verhalten sich zwar nicht besonders schlau, können aber insbesondere ungeübten Gamepad-Spielern große Probleme bereiten. Spannend ist auch das Rollenspielelement um Laras Charakterentwicklung. Man kann im Laufe des Spiels gesammelte Erfahrung in Fähigkeiten investieren. Neben platten Dingen wie „mehr Leben“ oder „mehr Schaden mit Waffe xy“ können auch neue Fähigkeiten erlernt werden, wie z.B. ausweichen im Nahkampf. Die Charakterentwicklung als roter Faden im Spiel ist allerdings auch bitter nötig, denn die Story ist eher geht so. Sie ist nicht komplett aus der Luft gegriffen, fesselt aber auch nicht besonders. Zusammen mit den unglaubwürdigen Nebencharaktären liegt hier für mich der einzige Schwachpunkt im Spiel. Abgesehen davon ist Tomb Raider aber ein gelungener Reboot der Serie, den es sich durchaus zu spielen lohnt.


